Generationenübergreifend arbeiten schafft Verständnis

«Remember the future – about growing old»

Unter diesem Titel präsentierten elf Studierende in drei Gruppen ihre Projekte. Sie waren im Austausch mit acht Seniorinnen und Senioren vom Netzwerk 80plus von Innovage und der Stadt Luzern im Rahmen eines interdisziplinären Studienangebotes in acht Wochen entstanden. 

Von Monika Fischer (Text und Bild)

Ende April hatten sich die beiden Generationen erstmals an der Hochschule im Viscose-Areal in Emmenbrücke getroffen. Nach einem Rundgang stellten die Studierenden aus verschiedenen Fachdisziplinen das Ziel ihres Wahlpflichtangebotes vor. In der Auseinandersetzung mit Fragen der Demografie wollten sie in interdisziplinären Teams Dienstleistungen oder Produkte für die Anliegen und Bedürfnisse älterer Menschen entwickeln. Diese wollten sie im direkten Gespräch kennenlernen. Die Seniorinnen und Senioren erzählten von ihrem Alltag, ihren Wünschen und Bedürfnissen. Am Schluss des Treffens bildeten sich drei Generationen-Gruppen, die sich in den folgenden Wochen live, im Netz oder am Telefon austauschen. 

Ein gemeinsames Magazin

Die Gespräche hatten unter anderem gezeigt, dass die jungen Menschen ausserhalb der Familie kaum in Kontakt mit alten Menschen kommen. Deshalb suchten drei Studentinnen nach dem Gespräch mit Monica Chappuis und Vreni Moser-Laubi nach Ideen, um die Generationen zusammenzubringen. Auf der Recherche nach bereits vorhandenen Angeboten stiessen sie auf die Seniorenuni und fanden es eine «mega coole Institution». Deshalb entwickelten sie das intergenerative Modul «Liberum». Gemäss dem Konzept sollen je neun Absolventinnen und Absolventen der drei Luzerner Hochschulen und der Seniorenuniversität in zwei Wochen gemeinsam ein Magazin mit verschiedenen Techniken erarbeiten. Im Zentrum stehen der Austausch und das gemeinsame Machen. Vorurteile gegenüber der anderen Generation sollten dabei abgebaut, das Verständnis füreinander gefördert werden. «Durch den Dialog und den Austausch erhalten die Teilnehmenden neue Perspektiven und erweitern ihren Horizont», beschrieben die drei Studentinnen die Zielsetzung ihres Projektes. Sie zeigten mit Freude die in den acht Projektwochen kreierte erste analoge Ausgabe des Magazins zum Thema «Emanzipation der Frau». 

Gughuus – mehr Leben im Quartier

Eine weitere Gruppe wollte mit ihrem Angebot «Gughuus» das Wohnen zuhause noch besser unterstützen. Sie hatten bei der Recherche gesehen, wie viele Kompetenzen in einer Nachbarschaft vorhanden sind und nicht genutzt werden. Deshalb entwickelten sie das Konzept für eine Smartphone-App, auf der Bedürfnisse platziert und Dienstleistungen unkompliziert abgeholt werden können. «Wir möchten mit einem einfachen Design Hemmungen vor dem Smartphone abbauen und gleichzeitig die Menschen im gleichen Wohnhaus, im Quartier zu analogen Kontakten motivieren.» Für Menschen ohne Smartphone war die Erweiterung mit einer Printbox und einem Scanner geplant. Werben wollten sie mit folgendem Flyer: «Gughuss fördert den Austausch zwischen Nachbarinnen und Nachbarn von unterschiedlichen Generationen. Das Gemeinschaftsgefühl im Haus wird gestärkt und Menschen kommen zusammen. Baue dir dein Nachbarschaftsnetzwerk mit Gughuus auf!»

«Plauderbänkli» mit Podcast

Einer dritten Gruppe waren im Austausch die vielen Vorurteile zwischen den Generationen aufgefallen. Sie wollten deshalb die «Plauderbänkli» mit einem Telefon erweitern. An jeder der sechs zusätzlichen Stationen ist ein Podcast mit einem Generationengespräch zu einem Vorurteil zu hören, zum Beispiel: «Alte Menschen wagen nichts Neues.» Damit sollen Vorurteile abgebaut, das Verständnis und der Austausch zwischen den Generationen gefördert werden.

Nach der Präsentation dankte Dagmar Böhler, Leiterin Netzwerk 80plus, für die die super Projekte und fragte nach deren Realisierung. Dozentin Doris Kurzmeyer meinte: «Es wäre wünschenswert, dass die Studierenden ein Projekt nicht nur als Trockenübung entwickeln, sondern dieses auch durchziehen.» Wie die lebhaften Diskussionen zwischen den Generationen nach den Präsentationen zeigten, war das Projektziel erreicht. «Toll, welche Fragen ihr gestellt habt und was entstanden ist», meinte eine Seniorin. «Es war auch für uns bereichernd, wir konnten viel von euch profitieren», freuten sich die Studierenden.

25. Juni 2021 - monika.fischer@luzern60plus.ch