Trudi Sigrist engagiert sich als Mentorin im Projekt «Zäme vorwärts» bei Caritas Luzern.

Hilfe im Alltag für ukrainische Flüchtlinge

Noch immer warten über 20 Geflüchtete aus der Ukraine auf Freiwillige, die sie im Alltag begleiten und unterstützen und ihnen dabei helfen, sich in der Schweiz besser zurechtzufinden. Aktuell sind 41 Tandems im Projekt von Caritas Luzern gemeinsam unterwegs.

Von Monika Fischer (Text und Bild)

Noch immer herrscht Krieg in der Ukraine. Doch wurden die entsprechenden Schlagzeilen durch andere Schreckensmeldungen abgelöst. Nach wie vor ist die Situation im Land äusserst schwierig, denn die Zerstörungen durch den russischen Angriff sind immens. Die meisten geflüchteten Menschen, vor allem Frauen und Kinder, leben weiterhin in der Schweiz. Viele von ihnen besuchen eifrig Deutschkurse, doch haben sie meistens wenig Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung.

Deshalb hat Caritas Luzern letztes Jahr das Mentoring-Projekt «Zäme vorwärts» aufgebaut. Durch die Begleitung eines Mentors, einer Mentorin erweitern ukrainische Geflüchtete ihr soziales Netz in der Schweiz, festigen ihre Deutschkenntnisse und fühlen sich gestärkt für das Alltagsleben im fremden Land. Die Mentorin, der Mentor trifft sie in der Regel zweimal monatlich für zwei Stunden für gemeinsame Aktivitäten: zum Deutsch lernen und sprechen, für Unterstützung bei Alltagsfragen, für gemeinsame Besuche von Anlässen, öffentlichen Veranstaltungen, Freizeitaktivitäten usw. Die Inhalte der Treffen werden ebenso wie Zeit und Ort individuell vereinbart.

Sorgfältige Abklärung
Seit Oktober ist die Seniorin Trudi Sigrist aus Luzern als Mentorin im Einsatz. Nachdem die Enkelkinder nicht mehr regelmässig zum Essen kamen und sie auch andere Aufgaben abgegeben hatte, bekam sie Zeit für Neues und meldete sich als Mentorin bei Caritas Luzern. Projektleiterin Mahperi Elma fand in der 63-jährigen Irina eine Ukrainerin, die zu ihr passen könnte, und lud die beiden Frauen ein, damit sie sich kennenlernen konnten. Im Beisein einer Dolmetscherin wurden die gegenseitigen Vorstellungen und Erwartungen geklärt.

Die Ingenieurin Irina hoffte, in der Schweiz eine Arbeit zu finden. Deshalb wollte sie vor allem schnell Deutsch lernen. Beide Frauen konnten sich vorstellen, sich regelmässig zu sehen und bilden seither ein Tandem. Seit vergangenem Oktober treffen sie sich meist wöchentlich bei Trudi Sigrist zuhause. Diese erklärt: «Irina arbeitet sehr fleissig für die Schule. Ich helfe ihr bei den Hausaufgaben, da sie die Prüfungen bestehen möchte. Theoretisch hat sie schon viel gelernt, doch kann sie ihr Wissen in einem Gespräch nicht spontan umsetzen. Es fehlen die Gelegenheiten, Deutsch zu sprechen.» Deshalb unterhalten sich die beiden Frauen jeweils zuerst bei Tee oder Kaffee. Sie stellen gegenseitig ihre Familien vor und erzählen von ihrem Alltag.

Geschenkte Zeit als Bereicherung
Trudi Sigrist zeigte ihrer Tandem-Partnerin, wo sie günstig einkaufen kann. Sie geht auf ihre Fragen ein und pflegt den Kontakt auch über Whatsapp. Nach Abschluss der Prüfungen möchte sie in der wärmeren Jahreszeit mit ihrer ukrainischen Partnerin, die ebenfalls gerne in der Natur unterwegs ist, vermehrt Spaziergänge machen. Sie erzählt, wie sich mit den Monaten eine freundschaftliche Beziehung entwickelt hat, die auch einiges auffangen kann. Denn mehr und mehr spüre Irina, dass sich ihre Erwartungen auf eine Arbeitsmöglichkeit angesichts des Alters und der Sprachkenntnisse kaum realisieren lassen.

Das Mentoring-Projekt verlangt zwar von den Freiwilligen einen zeitlichen Einsatz, ist für Trudi Sigrist aber auch eine Bereicherung. «Es ist gut, wenn ich mit meinen Kenntnissen etwas vermitteln kann. Zudem lerne ich durch Irina die Ukraine kennen, was meinen Horizont erweitert», freut sie sich.  

Sie ist durch ihre frühere Arbeitstätigkeit bei Caritas Schweiz unter anderem als Länderbeauftragte für Albanien und Rumänien den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen gewohnt. Eignet sich das Mentoring-Projekt auch für Menschen, die keine diesbezüglichen Kenntnisse haben? Die Erfahrungen der Projektleiterin zeigen, dass dies durchaus möglich ist, wenn Menschen offen und interessiert sind. Denn die Freiwilligen können sich bei Fragen jederzeit an sie wenden. Zudem bietet Caritas Luzern regelmässig Weiterbildungen und Gelegenheiten zum Austausch an. So fand zum Beispiel am 23. März der «Länderabend Ukraine» statt. Nach dem Austausch bei einem Apéro informierte Adrian Schuster, Länderexperte der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, über die aktuelle Sicherheitslage, die humanitäre Situation und die neusten Entwicklungen in der Ukraine. Die Juristin Esther Omlin erläuterte die aktuelle Schweizer Schutzpraxis für Geflüchtete aus der Ukraine und zeigte auf, unter welchen Rahmenbedingungen diese in der Schweiz leben.

Das Mentoring-Projekt «Zäme vorwärts» läuft noch bis Ende Jahr. Während bereits über 40 Tandems miteinander unterwegs sind, warten noch immer über 20 Geflüchtete aus der Ukraine auf eine Begleitung. Projektleiterin Mahperi Elma hofft, dass sich bis Ende April weitere Freiwillige melden werden.

Informationen: Caritas Luzern, Mentorin Ukraine, Mahperi Elma, Tel. 041 368 51 63, Mail: m.elma@caritas-luzern.ch, www.caritas-luzern.ch/mentoring-ukraine

27. März 2023 – monika.fischer@luzern60plus.ch

 

 

 

 

 

 

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