Anstoss

Etwas Weitsicht, liebe „Stadtsicht“, bitte!

Von René Regenass

Im Heft 4/18 der „Stadtsicht“, ein neues Magazin, gibt es eine Seite „Aussichten“. Dort werden „Nasty Questions gestellt (nasty  = schmutzig, eklig, ungemütlich). Die Rubrik ist etwas zwischen Gedankenspiel und Rätselecke. Es gibt zum Beispiel zehn Fragen – eben nasty questions – zum Thema Tiefbahnhof, so unter dem Titel verschlafene Luzerner Politik.

Und dann kommt’s, was uns hellhörig macht, ganz plötzlich nach zehn Fragen zum Bahnhof: „Warum ist es für die Stadt Luzern wichtiger, ein „Alterslabel zu ergattern und sich damit zu brüsten, als ein Wirtschafts- oder Unternehmenslabel zu erobern?“ Wichtig zu wissen in diesem Zusammenhang: Hinter der „Stadtsicht“ stehen  als Partner die City-Vereinigung Luzern und der Wirtschaftsverband der Stadt Luzern.

Was uns wichtig ist: Es geht hier nicht darum, zwischen Alterslabel oder Wirtschaftslabel abzuwägen. Dass der Luzerner Stadtrat sich jedoch bemüht, das WHO-Label für eine „Age-friendly-City“ zu bekommen, kann man nur unterstützen. Warum?

  • Die Stadt Luzern hat Voraussetzungen dazu geschaffen. Im vergangen August hat der Stadtrat einen Bericht über die strategische Ausrichtung der Alterspolitik vorgelegt. Vorher haben an einer Echoveranstaltung des Netzwerks Alter Luzern 27 Institutionen, Organisationen und Behörden aus dem Altersbereich teilgenommen.
  • Die Stadt Luzern ist im Sektor Alter besonders gefordert. Sie gehört mit Basel und Schaffhausen zu den Schweizer Städten mit dem grössten Anteil an älteren Menschen. Ende 2016 lebten in Luzern 15‘884 über 65Jährige, 5254 davon waren 80jährig oder älter. Bis im Jahre 2025 (Ende der kantonalen Versorgungsplanung) werden es 12,8 beziehungsweise 9,2 Prozent mehr sein.
  • Luzern gehört gemäss einer neusten Studie der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit zu den fünf Städten, denen aufgrund ihrer umfassenden Alterspolitik eine Best-Practice-Funktion zukommt, die also für andere Kommunen Vorbildfunktion haben können. In der Studie sind 15 Städte und Gemeinden in der Schweiz untersucht worden.
  • Im Januar 2018 hat die Stadt eine neue Anlaufstelle Alter geschaffen. Sie berät  ältere Menschen sowie deren Angehörige in Fragen von Gesundheit, ambulanten Dienstleistungen, selbstbestimmtem Wohnen oder städtischen Institutionen und Finanzen.
  • Die Stadt Luzern hat vor sieben Jahren das Forum Luzern60plus (rund 60 Mitglieder) geschaffen, eine ständige Fachkommission mit einer gesetzlich verankerten Partizipationsfunktion für die ältere Generation. Dieses Forum organisiert zum Beispiel seit sechs Jahren den Marktplatz 60plus an einem Samstag in der Kornschütte, mit jeweils rund dreissig Institutionen aus der Freiwilligenarbeit, die dort zeigen, was sie in Luzern leisten.

Die Auszeichnung für eine „Age-friendly-City“ könnte auch Ansporn sein, dem Thema Alter in der Stadtverwaltung das notwendige Gewicht zu geben und eine thematisch noch bessere Vernetzung zwischen den Direktionen herzustellen.

Das Magazin „Stadtsicht“, das nicht verstehen kann, dass sich Luzern um ein Alterslabel bemüht, wird von der BA Media GmbH in Luzern herausgegeben. Dahinter stehen zwei Namen: der Journalist und Medienunternehmer Bruno Affentranger und ein Marketing- und PR-Experte namens Angel Gonzalo.

Die „Stadtsicht“ sei ein Magazin zur Entwicklung unserer Stadt, heisst es auf der Website. Und weiter: „Luzern beschäftigt uns. Wir müssen es weiterentwickeln.“ - In diesem Sinne: Etwas mehr Weitsicht in der „Stadtsicht“ wäre der angestrebten „Entwicklung zum Wohle der Gemeinschaft“ förderlich.

rene.regenass@luzern60plus.ch

27. Dezember 2018