Schöne Bescherung

Von Rudolf Wyss

Nein, ich schreibe nicht über den Samichlaus, welcher als Himmelsbote jetzt wieder Kinder überrascht. Wobei das nicht mehr ganz so überraschend ist. Denn seit einigen Jahren gibt’s auch „Kinder Überraschung“, das Schoggi-Ei mit den lustigen Figuren drin, welches auch ganzjährig für leuchtende Kinderaugen und mögliche Spätfolgen sorgt. Statt der Samichlaus kommt dann der Zahnarzt.

Ich befasse mich deshalb lieber mit dem Schmutzli, welcher noch immer eine schwarze Gesichtsbemalung tragen darf. Was keine Selbstverständlichkeit ist. In Holland, wo der schwarze Helfer des Nikolaus „Zwarte Piet“ heisst, hat diese Figur zu einer Kontroverse geführt. Der „Schwarze Peter“ sei Ausdruck von blankem Rassismus und gehöre deshalb abgeschafft. Es wundert mich fast ein wenig, dass in der Schweiz noch keine Rassendiskriminierungs-Klage (Artikel 261 StGB) gegen unseren Schmutzli eingereicht worden ist. Einerseits ist bald Wahljahr, anderseits könnten wegen dem Schmutzli unsere Immigranten mit dunkler Hautfarbe daran erinnert werden, dass wir nicht immer nett sind zu ihnen.

So nutze ich also (noch) die Zeit, welche mir als Schmutzli bleibt, und verteile einige Ruten. Zum Beispiel an die VBL. Sie hat zehn Trolleybusse, welche 25 Jahre im Einsatz standen, für einen symbolischen Betrag an Chile verkauft. Dort sollen sie noch 40 weitere Jahre herumfahren. Warum sie bei uns nur knapp die Hälfte ihrer Lebenszeit schaffen, ist mir etwas unklar. Oder sind in Südamerika die Strassen doch besser als bei uns?

Nun gut. Während also die chilenischen Busspassagiere bequem und sicher mit Schweizer Spitzentechnologie (Brems-Energie-Rückgewinnung!) transportiert werden, sorgt die Ersatzbeschaffung hierzulande für Unmut. Die sogenannten R-Busse, welche kaum einen symbolischen Betrag kosteten, sind unzuverlässig, unter anderem wegen der Bremsen. Ob es jetzt mit Chile zu einem Tauschgeschäft kommt, ist noch nicht entschieden.

Präventiv verteile ich auch Ruten an folgende unartige Menschen: An jene Politikerinnen und Politiker, welche uns – siehe Wahljahr – demnächst wieder mit originellen Vorstössen und Initiativen überraschen und damit unseren gesunden Menschenverstand diskriminieren. An den Luzerner Stadtrat, welcher eine neue, vollamtliche Stelle für einen Velobeauftragten schaffen will. Kein Wunder, kann man diese Behörde nicht immer voll(amtlich) ernst nehmen. Immerhin: Die Idee, diese Stelle zu verlosen, wurde vom Stadtrat verworfen.

Oh, Nikolaus ruft, wir müssen weiter ins nächste Haus. Zu einer Flüchtlingsfamilie aus Ghana. Schöne Bescherung. Ich werde wohl draussen warten.
6. Dezember 2014

Zur Person
Rudolf Wyss, geboren 1955 in Sarnen, ist Journalist und PR-Berater. Er arbeitete als Medienschaffender unter anderem bei Radio Pilatus als Newschef, bei den LNN als Ressortleiter und war bei TeleTell Realisator und Moderator des Reporttalks „Regiotalk“ sowie Chefredaktor. 2000 gründete er eine eigene Agentur, welche Firmen und Behörden in den Bereichen Medien, Marketing und Kommunikation berät und entsprechende Kampagnen konzipiert und realisiert. Seit 2011 ist er auch für Produktion und Regie des FCLTV bei den Heimspielen des FC Luzern verantwortlich. Rudolf Wyss lebt mit seiner Lebenspartnerin in Meggen.