Heiri Hüsler, Autor des Buchs «Märkte und Messen in Luzern».

Der Standort war schon früher ein Thema

Die Määs, die beliebte Herbstmesse, soll künftig nicht mehr auf dem Inseli stattfinden. Das hat der Stadtrat beschlossen. Nicht zum ersten Mal muss die Määs um ihren Standort fürchten. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war das ein Thema.

Von Albert Schwarzenbach (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Zwar hatte der Stadtrat vor der Abstimmung über die Inseli-Initiative gesagt, die Määs solle auch künftig auf dem Inseli stattfinden, und stellte sogar bessere Rahmenbedingungen in Aussicht. Doch Jahre später sieht alles ganz anders aus. Die Stadtregierung bricht ihre Versprechen und verbannt die Herbstmesse vom Inseli – ohne jedoch Alternativen zu nennen.

Ästhetische Gründe
Nicht zum ersten Mal wird heftig über den Standort diskutiert. In früheren Zeiten gab es eine Frühjahrsmääs und eine Herbstmääs. Vor dem Ersten Weltkrieg machten die Krämer gegen den Anlass mobil, da sie in ihm eine Konkurrenz sahen. In der Zwischenkriegszeit waren es ästhetische Gründe, die dagegen vorgebracht wurden. Nach 1945 kam das Auto auf, und die Parkplätze auf dem Bahnhofplatz wurden wichtiger. Als «Verschandelung des schönsten Platzes der Schweiz» bezeichneten touristische Kreise die Määs. Die Folge: 1956 kam es zum Aus für die Frühjahrsmääs.

Beschluss korrigiert
Die Herbstmesse dagegen entwickelte sich gut weiter. Bis zum Jahr 1971. Die Verkehrsituation war inzwischen prekär geworden, weshalb die Stadtregierung beschloss, die Määs auf die Allmend zu verlegen – ohne zuvor die Messegremien zu konsultieren, was den damaligen Präsidenten des Messekomitees zum sofortigen Rücktritt bewog. Im Stadtparlament rührte sich heftiger Widerstand und auch die Marktfahrer und das Schaustellergewerbe opponierten stark. So musste der Stadtrat auf seinen Beschluss zurückkommen. Die IG Luzerner Messe erhielt einen Vertrag, der den Standort Inseli sicherte. Zwar wurde er später gekündigt, doch, so hiess es, die Määs solle bleiben wo sie ist, «solange das in Wahrung der öffentlichen Interessen ist».

Initiative und Salle Modulable
Erneut kam 1990 Gefahr durch eine Initiative für einen Volkspark auf dem Inseli auf, die zum Ziel hatte, das KKL zu bekämpfen und die gleichzeitig die Määs gefährdet hätte. Das Volk sah das anders und lehnte die Initiative ab. Im Jahr 2016 kam die Idee eines «Salle Modulable», eines multifunktionellen Kulturzentrums, auf die politische Agenda. Der deutsche Investor Christoph Engelhorn stellte dafür 80 Millionen Franken bereit. Was kulturelle Kreise bejubelten, machte den Organisatoren der Määs Sorgen, denn sie befürchteten, dass die Marktstände wie auch der Luna-Park keinen oder zumindest viel weniger Platz finden würden, wenn der Bau auf dem Inseli erstellt würde. Das Kulturprojekt scheiterte aber bereits im Kantonsparlament, weshalb es nicht mehr weiterverfolgt wurde.

Unerwarteter Rückzieher
Am 24. September 2017 kam die Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» vor das Volk und wurde dort mit 13'840 Stimmen zu 12'976 Stimmen ganz knapp angenommen. Der Stadtrat versicherte, damit sei auch der Standort der Määs gesichert. Fünf Jahre später dann der Rückzieher: Aus Platzgründen und wegen dem Bau des Durchgangsbahnhofs könne die Määs nicht mehr auf dem Inseli durchgeführt werden. «Dies wollen wir nicht akzeptieren. Der Stadtrat soll seine Versprechen einhalten», meint dazu Thomas Gfeller, Fraktionschef der SVP im Stadtparlament. Und wird dabei auch von den Freisinnigen, der Mitte, den Wirtschaftsverbänden und den Schaustellern unterstützt.

Grosse Tradition
Der wohl beste Kenner der Määs ist Heiri Hüsler. Ihre wechselvolle Geschichte hat er im Buch «Märkte und Messen in Luzern» beschrieben. «Die Määs hat auf dem Inseli eine grosse Tradition und kann nicht so leicht verpflanzt werden», erklärt er. «Bezüglich Platz und Bodenfestigkeit gibt es keine Alternativen.» Gar nicht in Frage kommt für ihn der Seetalplatz in Emmen mitten in einer Industrielandschaft, der ins Gespräch gebracht worden ist. Die Frühlingsmääs sei auch einmal in der Altstadt durchgeführt worden, was sich nicht bewährt habe. «Es gibt keinen besseren Standort als das Inseli», sagt Heiri Hüsler.

14. März 2022 – albert.schwarzenbach@luzern60plus.ch