Hanns Fuchs, 1943-2022.

Wir trauern um Hanns Fuchs

Nach einer schwerwiegenden Herzoperation ist Hanns Fuchs (79) nicht ins Leben zurückgekehrt. Er starb letzte Woche im Universitätsspital Zürich. Hanns Fuchs gehörte seit Beginn zum Redaktionsteam von Luzern60plus.
Von Beat Bühlmann (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

An unseren Redaktionssitzungen hat er nie viele Worte verloren. Aber wenn er seine Meinung sagte, war sie immer prägnant – und oft kontrovers. Das war auch sein journalistisches Credo. Als ich Jungspund vor fünfzig Jahren Hanns Fuchs auf der Redaktion der LNN persönlich kennenlernte, gehörte er zu den profiliertesten Politjournalisten in der damals lebhaften Luzerner Medienszene. Wenn er aus dem Grossen Rat (heute Kantonsrat) oder aus dem städtischen Parlament berichtete, scheute er sich nie, die Dinge beim Namen zu nennen und entsprechend scharf zu kommentieren. Das hat nicht immer allen gefallen.

Mit dem Mainstream konnte sich Hanns nie anfreunden. «Schreiben, was ist», so erklärte er jüngst in unserer Serie über die Redaktionsmitglieder von Luzern60plus, sei für ihn «der wichtigste journalistische Grundsatz». Das schrieb er vor zwei Monaten. Vier Wochen später flog ihn die Rettungsflugwacht nach einer Wanderung im Wallis notfallmässig ins Universitätsspital Zürich. Doch fand er nach einer schwerwiegenden Herzoperation nicht mehr ins Leben zurück. Hanns Fuchs verstarb am letzten Mittwoch in Zürich im Alter von 79 Jahren.

Kein akademischer Blender
Als ich ihn vor gut zehn Jahren fragte, ob er in der Redaktion von Luzern60plus mitmachen wolle, sagte er ohne Zögern zu. Für neue Projekte, die anregende Diskussionen und neue Erfahrungen versprachen, konnte er sich immer begeistern. Auch bei der Gründung der unabhängigen Zentralschweizer Wochenzeitung «Die Region» (1981-1985) gehörte er zu den profilierten, engagierten Köpfen, ohne sich je in allzu idealistische oder ideologische Sphären zu schwingen. Er blieb skeptisch, liess sich kein X für ein U vormachen. Das hat ihn vermutlich das eigene Leben gelehrt. Denn seine Jugend war keine einfache, wie aus dem anrührenden Porträt seiner Mutter Johanna Hodel («Wie meine Mutter zur Politikerin wurde»)  herauszulesen ist. «Ihre Ehe ging schmerzvoll in die Brüche, und da stand sie mit zwei kleinen Kindern in den 1940er Jahren allein in einer Vorortsgemeinde von Bern, mitten in der Trümmern ihrer Träume von einem gutbürgerlichen Leben in mittelständischem Wohlstand.»

Auch Hanns Fuchs musste sein Leben in eigener Regie meistern. Nach seiner Lehre als Elektromonteur und einer Weiterbildung zum technischen Kaufmann stieg er – «denkbar unspektakulär», wie er selber in seinem Kurzporträt schreibt – in den Journalismus ein: mit einem Bericht für die LNN über den Geländelauf in Gettnau. Dass es ein Sportanlass war, kam allerdings nicht von ungefähr. Denn er war ein begeisterter und ambitionierter Ruderer, der es bis in die Elitekategorie schaffte. Bis in die jüngste Zeit ging er beim Ruderclub Reuss mit einem Boot auf den See. Seine zweite sportliche Leidenschaft galt der Tour de France und dem Velofahren. Unvermeidlich, dass er auch mit eigener Tretkraft auf den Mont Ventoux, den Géant de Provence, klettern musste.

Im Journalismus blieb jedoch die Politik seine wichtigste Domäne. Insbesondere als SRF-Radiojournalist im Bundeshaus oder als Deutschland-Korrespondent in Bonn konnte er sein journalistisches Temperament ausleben. In unserem Redaktionsteam war Hanns Fuchs ein zuverlässiger, gewiefter und zuweilen auch sperriger Kollege. Er sorgte mit seinen Vorschlägen dafür, dass wir nicht in allzu schöner Eintracht unseren Lieblingsthemen und unserer politischen Korrektheit frönten. Was ich bei Hanns am meisten schätzte: Selbst heftige Streitgespräche kippten nie ins Unversöhnliche. Mit Hanns Fuchs konnte man ohne Vorbehalte im Gespräch bleiben. Am besten bei einem grossen Bier.

25. Juli 2022 – beat.buehlmann@luzern60plus.ch