„Dem Publikum etwas abverlangen“

Von René Regenass – Bild Benno Lottenbach

„Wir suchen nach Geschichten mit Tiefgang. Und wir wollen dem Publikum etwas abverlangen, wir haben diesen Anspruch“, sagt Regisseur Reto Ambauen (51) auf die Frage, was ihm bei der Stückwahl wichtig sei. Ist dies gelungen mit „Still Life“, der Produktion, die am 18. Februar in eine zweite Runde mit sechs Vorstellungen geht? „Das müssen andere sagen. Doch wir haben ein gutes Gefühl. Das Theater soll bewegen, anregen und nicht nur unterhalten, obwohl auch dies wichtig ist.“

Das Laientheater Nawal spielt mit „Still Life“ des amerikanischen Autors Alexander Dinelaris die siebte Produktion (Uraufführung 2009 in New York). „Es sind szenische Blicke auf eine Generation  zwischen Wut, Angst und Orientierungslosigkeit, ein Stück mit Nachhalleffekt über die grossen Themen Liebe, Tod und menschliche Würde“, schrieb der Luzerner Kino- und Theaterfachmann Urs Hangartner auf der Website von „null41“. Und weiter: „Es tönt ernst und ist es auch. Doch in den Dialogen steckt immer wieder Witz, wenn mitunter auch verzweifelter.“

Das Stück „überrascht und berührt“
Jana Avanzini schrieb auf der Online-Plattform zentralplus, das Stück habe alles, was einen „gelungenen Theaterabend ausmacht. Es überrascht, berührt, bringt zum Lachen und zum Schlucken.“ Der Humor sei oft ziemlich platt und ordinär. Doch neben den intelligenten Diskussionen wertet Avanzini dies als „willkommenen Bruch“. Mühe hat sie mit dem Text: „Anglizismen, der versuchte Slang, das ständige „Okay“ zerstören das von den Spielern aufgebaute Gefühl von Nähe und Identifikation.“
In der Luzerner Zeitung lesen wir von Ivonne Imbach: „Die Geschichte ist tragisch und endet traurig. „Still Life“ ist trotzdem ein Plädoyer für das Leben. Das anspruchsvolle Spiel überzeugt und entlässt den Zuschauer mit weiterführenden Gedanken in die Nacht. Wer intelligentes Theater mag, ist hier richtig.“

„Die Spieler erlösen einander“
Für Regisseur Reto Ambauen ist „Still Life“ eine spannende Produktion. „Alle Theaterspieler haben ihre Ecken und Kanten. Das macht Theater interessant.“ Etwas sei speziell in der „Still Life“ Aufführung.  „Die Spieler erlösen einander. Jede und jeder macht für den Andern etwas möglich. Das war nicht die Absicht, doch es geschieht einfach.“

Das Nawal-Team ist vor acht Jahren entstanden, über die Zeit mit Abgängen und Ergänzungen selbstverständlich. Am Anfang war der Theaterclub der Pädagogischen Hochschule. Reto Ambauen: „Das war eine gute Truppe. Und einzelne von ihnen wollten weiterspielen.“ Es sind ausschliesslich Laien am Werk, die heute in ihren Berufen wirken und zwei bis drei Monate im Jahr auf der Bühne stehen, mit Leib und Seele. Ihr Alter ist breit heute, zwischen 20 und 63, wie Reto Ambauen sagt. Das Kernensemble zähle um die dreissig Jahre.

Der Anspruch von Reto Ambauen als künstlerischer Leiter des Voralpentheaters ist hoch, wie er das selber formuliert. Rund 75 Theaterstücke hat er bisher in der Zentralschweiz inszeniert. Beim Jugendtheater Ecco Rondo hat er Erfahrungen als Spieler gesammelt. Es folgten zwei Semester an der Schauspielschule Zürich. Seit 13 Jahren leitet er im Rahmen des Spezialisierungsstudiums Theaterpädagogik den Theaterclub an der Pädagogischen  Hochschule Luzern. 2001 erhielt er den Anerkennungspreis für Kunst und Kultur der Stadt Luzern.
8. Februar 2018