Medientipp

Die lauten Forscher setzen sich durch

Im Verlauf der umfangreichen Corona-Berichterstattung hätten sich unter den Forschenden die lauten, vorwiegend männlichen Stimmen durchgesetzt, schreibt die Wissenschaftsjournalistin Alexandra Bröhm (Tagesanzeiger) im Schweizer Forschungsmagazin „Horizonte“. In einer breiten Recherche macht Bröhm deutlich, dass in Zukunft eher auf die leisen Stimmen gehört und damit der Stand des Wissens transparent gemacht werden sollte.

Der Beitrag im „Horizonte“ erschien im September-Heft und bezieht sich auf die erste Corona-Welle im Frühjahr. Heute scheinen sich die Stimmen der Forschenden in Bezug auf Covid 19 etwas stärker auf Fakten statt Vermutungen zu stützen. Und die Medien sind auch etwas zurückhaltender geworden. Dennoch sind die Abläufe vom Frühjahr eben Sinnbild für eine mit guter Absicht gestartete, aber nicht ganz faktenorientierte Aufklärungsarbeit und für eine Medienhektik, die mehr schadet als informiert. 

In den Medienberichten im Frühjahr habe es eine Konzentration auf einige wenige Namen gegeben. Das sei weiter auch nicht erstaunlich, schreibt Bröhm, weil Leute, die als Experten einen Namen hätten, eben auch häufiger mit Anfragen konfrontiert würden. Unter dem Zeitdruck, unter dem Journalisten und Journalistinnen heute arbeiteten, gehe es schneller, bekannte Leute anzufragen, als neue Namen ausfindig zu machen. Auffallend sei weiter, wie wenig forschende Frauen sich in diesen Monaten öffentlich zu Wort gemeldet hätten. Männern scheine es leichter zu fallen, sich bei Einschätzungen auf dünnes Eis vorzuwagen.

 

https://www.horizonte-magazin.ch/2020/09/03/ploetzlich-auf-dauersendung/