Ein guter Leistungsausweis – mit Nachholbedarf

 

Luzern sieht sich als Pionierstadt für das Alter. Das war die Vorgabe für ein Podium im Rahmen der Messe „Zukunft Alter“ auf der Allmend. Wo löst die Stadt mit ihren Institutionen diese Vorgabe ein? Und wo gibt es Nachholbedarf? Wir haben die Aussagen am Podium, das von Beat Bühlmann moderiert wurde,  aus diesem Blickwinkel mitgehört.

Luzern habe schon länger eine gute Alterspolitik, sagte Stadtrat und Sozialdirektor Martin Merki. Und erinnerte als Beispiel an das seit 50 Jahren bestehende Hochhaus Eichhof mit seinen Alterswohnungen.  Im nächsten Jahr richtet die Stadt eine Anlaufstelle für das Alter ein, um ältere Menschen zu informieren, wo sie welche Hilfe erhalten können. Die Spitex der Stadt Luzern ist gut aufgestellt. Tamara Renner, die  Geschäftsführerin, zählte auf: „Wir haben seit 20 Jahren den Vierundzwanzigstundenbetrieb, wir haben einen psychiatrischen Dienst, es gibt ein ambulantes Palliativ-Team.

René Fuhrimann berichtet: Im Neustadtquartier wirkt Vicino, ein Netzwerk für Nachbarschafthilfe, das gut angelaufen ist. Im Bleichergärtli gibt es in einem Pavillon einen Quartiertreffpunkt. Dort entstehen Kontakte und werden Dienstleistungen vermittelt, vorwiegend von und für ältere Menschen, die Unterstützung brauchen.

Das Forum Luzern60plus setze sich ein für die Interessen der Alten und für ein gutes Zusammenleben der Generationen, sagte Heidy Steffen, Vizepräsidentin dieser Organisation mit rund 70 Mitgliedern. Das Forum hat Kontakt zum Stadtrat und zur Verwaltung und vertritt dort seine Anliegen. Es veranstaltet jährlich den Marktplatz in der Kornschütte, Aushängeschild und traditioneller Treffpunkt für Freiwilligenorganisationen und ihre Angebote.

Wo gibt es Nachholbedarf in der Pionierstadt für das Alter?  Für Beat Demarmels, Geschäftsleiter von Viva, der gemeinnützigen AG, welche die Altersheime führt, sind die verbleibenden Zweibettzimmer in den Heimen eine Belastung. „Wir können sie kaum mehr besetzen und müssen manchmal zu Sonderlösungen ja sagen.“ Als grosse Herausforderung der Zukunft sieht er die Verpflichtung, im Pflegebereich ein noch bezahlbares Angebot zu schaffen. Martin Merki sieht Pflege- und Betreuungsangebote, die nicht finanziert sind, zum Beispiel die Betreuung von Demenzkranken, die nicht in einem Heim sind. „Das Gutscheinmodell, das wir im kommenden Jahr einführen, sollte dort Hilfe bringen. Es wird auch dazu beitragen, dass alte Menschen länger zu Hause leben können.“

In der Schlussrunde fragte Beat Bühlmann nach Erwartungen in der Alterspolitik. Beat Demarmels fordert die Finanzierung von allen Angeboten. Tamara Renner hat das gleiche Anliegen für Betreuungsleistungen. René Fuhrimann möchte, dass Nachbarn mehr zu einander schauen und lernen, Hilfe anzunehmen (Applaus aus dem Publikum). Heidy Steffen wünscht Vicino, die Nachbarschaftsorganisation, flächendeckend. Und Stadtrat Martin Merki will die dezentrale Versorgung stärken und in der Alterspolitik dynamisch bleiben.
René Regenass – 14. Oktober 2017