Auflegen und abtanzen für und mit Oldies

Interview: Hans Beat Achermann; Bild: Joseph Schmidiger

Oldies für Oldies: Unter dem Titel „Faltenrock" findet im Kleintheater am 6. Mai zum dritten Mal die Ü60-Party statt. Im gepflegten Ambiente  rocken die Stones, singen Elvis und andere Popgrössen der sechziger und siebziger Jahre, aufgelegt von Petra Helfenstein. Sie hat die Idee mit Mitgliedern der Kulturgruppe „Grauer Star" zusammen entwickelt. Im Interview erzählt sie von den Hintergründen, den Erfahrungen und dem Potential von „Faltenrock".

Wie kommt eine 37jährige Frau dazu, Ü60-Partys zu organisieren?
Petra Helfenstein:
Im Rahmen meines Bachelor-Studiums in Soziokultureller Animation wollte ich eine Arbeit verfassen, die nicht für die Schublade ist und die mit meinem Arbeitsort Kleintheater zusammenhängt. Das führte zur Gründung der Kulturgruppe „Grauer Star". Da ergab sich schnell, dass es für die Generation 60plus ein Bedürfnis ist, ausserhalb von Mehrzweckhallen oder nachmittäglichen Pfarreisaal-Anlässen mit Gleichaltrigen zu tanzen, zur Musik, zu der sie bereits vor 40 oder 50 Jahren rockten.

Wer hat den Namen „Faltenrock" geprägt?
Beim Recherchieren und Entwickeln der Ü60-Party-Idee stiess ich auf ein ähnliches Projekt in Hamburg, das unter dem Namen „Faltenrock" realisiert wurde. Wir fragten dort an und durften den Namen auch für Luzern verwenden. Inzwischen tauschen wir uns gegenseitig aus und ich hoffe, bei einem Hamburg-Besuch dort den „Original-Faltenrock" und ihre Initiantinnen persönlich kennen zu lernen.

Wer bestimmt die Musik an den „Faltenrock"-Partys und wer legt auf?
Im Moment lege ich noch selber auf, da ich auch an andern Anlässen Erfahrungen als DJ habe. Zusammen mit einer Freundin sind wir unter dem Namen Les Belles du Soir an verschiedenen Anlässen als DJs im Einsatz, auch für die ältere Generation. Ich habe einen breiten Musikgeschmack, liebe selber auch die Rock- und Pop-Klassiker der 60er und 70er Jahre. Zudem können die Teilnehmenden am „Faltenrock" Musikwünsche deponieren. Ich interpretiere meine DJ-Rolle als eine dienende.

Wie sind die Erfahrungen der beiden ersten Ausgaben von „Faltenrock"?
Beim ersten Mal rechneten wir mit vielleicht 40 Interessierten, gekommen sind 120: Paare, Frauen in Gruppen und allein und vereinzelt auch Männer. Das gepflegte Ambiente, die Niederschwelligkeit bei einem Eintrittspreis von 10 Franken, der Rahmen des Kleintheaters: all das hat sehr gut gefallen. Eine Frau beschrieb das treffend mit dem „Eros der Nacht", eine andere schätzte, dass sie sich auch ohne Begleitung sehr gut gefühlt habe. Natürlich gab es ab und zu auch negative Rückmeldungen: Das Licht ist zu „wild", die Musik ist zu laut... Die Geschmäcker sind halt verschieden, aber im Allgemeinen waren die Teilnehmenden durchaus begeistert.

Bist du selber eine passionierte Tänzerin?
Oh ja. Ich gehe gerne an Konzerte und liebe es zu tanzen. Ich wurde noch in der BOA sozialisiert, ferner bin ich beim B-Sides-Festival engagiert, und wenn wir zu zweit auflegen, kann eine von uns immer tanzen.

Wie geht es weiter mit „Faltenrock"?
Vielleicht findet sich jemand aus der Generation 60plus, der künftig seine Oldies-Platten auflegt und die DJ-Rolle übernimmt. Vielleicht gibt es auch mal einen Anlass mit Livemusik. Im Moment würde das unser Budget sprengen. Wir möchten bewusst tiefe Eintrittspreise behalten, um für viele die „kulturelle Teilhabe" zu ermöglichen, denn das ist eines unserer Ziele über den „Faltenrock" hinaus: die Einbindung der älteren Generation ins kulturelle Leben.

Die nächste „Faltenrock"-Party findet am Samstag, 6. Mai, um 20 Uhr im Kleintheater am Bundesplatz statt. Eingelassen werden Menschen ab 60. Jüngere haben nur Zutritt in Begleitung einer Person, die über 60 ist. Der Eintritt kostet 10 Franken. Vorverkauf im Kleintheater: www.kleintheater.ch