„Den Puls der Zeit spüren“

Von Beat Bühlmann*
Mit zwei Auftaktveranstaltungen in der Bibliothek Ruopigen und in der Stadtbibliothek Luzern startet am nächsten Sonntag, 31. August 2014, erneut das gemeinsame Lesen von Senioren mit Primarschülern. Die neuen Mentorinnen und Mentoren treffen erstmals „ihre“ Kinder mit den Eltern, bevor sie in der folgenden Schulwoche mit dem Lesementoring anfangen.

Die Stadt Luzern hat das intergenerative Freiwilligenprojekt „Lesementoren“ vor einem Jahr im Schulhaus Maihof gestartet. Einmal pro Woche lesen Frauen und Männer der Generation 60plus mit einem Primarschüler oder einer Primarschülerin, um bei den Kindern die Lust am Lesen und an der Sprache zu wecken. Sie können so auf spielerische Weise die Lese- und Sprach-kompetenz der Kinder fördern. Das Lesementoring ist weder Hausaufgabe noch Nachhilfe, die Lektüre wird von Mentorin und Schüler frei gewählt. Das Projekt will gleichzeitig das freiwillige Engagement von Menschen im nachberuflichen oder nachfamiliären Leben anregen und die Kontakte unter den Generationen vertiefen.

„Dem Kind macht es Spass“
Auch Lisbeth Tschopp (61) ist beim Lesementoring wieder dabei. Während einem Jahr hat sie sich mit der Drittklässlerin Anouk jede Woche während 45 Minuten im Quartierbüro Maihof (und nachher im Pfarreizentrum MaiHof) getroffen. „Mir gefällt es, mit Kindern zu arbeiten“, sagt Lisbeth Tschopp, selber Mutter von vier erwachsenen Kindern. „So spüre ich den Puls der Zeit und sehe, wie die Kinder heutzutage ticken.“ Sie hätten es keineswegs einfacher als in früheren Zeiten, deshalb engagiere sie sich gerne beim Mentoring. Dem Kind mache die Lesestunde viel Spass, sagt Lisbeth Tschopp, „vor allem wenn ich ihm selber vorlese“. Doch sie versuche Anouk zu motivieren, auch selber zu lesen und dran zu bleiben, „sodass wir beide zum Zuge kommen“. Das gelinge ganz gut, auch wenn sie sich nicht immer ganz einig seien. „Doch wir können uns immer einigen.“

Lisbeth Tschopp ist eine von 36 Lesementorinnen, die sich ab der ersten September-Woche im Maihof und im Rönnimoos wieder regelmässig mit ihren Kindern treffen. Das sind fast doppelt so viele wie im letzten Schuljahr. Dennoch konnten nicht alle Kinder beim Lesementoring berücksichtigt werden und mussten mit einem Platz auf der Warteliste vertröstet werden. Wer als Mentorin oder als Mentor mitmacht, wird jeweils zu drei Weiterbildungstagen eingeladen, um die „Welt der Buchstaben“ aus Sicht der Kinder besser kennenzulernen.

Das Projekt Lesementoren wurde von der Stadt Luzern in Kooperation mit „AkzentaNova – die Projektwerkstatt für Menschen mit Erfahrung“ initiiert; Partnerin ist auch die Stadtbibliothek Luzern. Das Entwicklungskonzept „Altern in Luzern“ will die ältere Bevölkerung stärker in das gesellschaftliche und politische Leben der Stadt Luzern einbeziehen. „Lesementoren“ ist ein ausserschulisches Projekt und versteht sich als niederschwellige Ergänzung zur Leseförderung in den Schulhäusern. Rektorat und Schulleitung sind informiert und unterstützen das Freiwilligenprojekt.
26. August 2014
* Beat Bühlmann ist Projektleiter „Altern in Luzern.