Lebensgeschichten von Menschen über 60

Von Marietherese Schwegler

Pensionierungsprojekte können so vielfältig sein wie die Menschen. Nur eine Art wird mit der Babyboomer-Generation immer seltener: Einfach nichts tun. Obwohl auch das durchaus ab und zu sein soll und darf. Denn eine gute Balance zwischen Aktion und Ruhe ist mehreren der zwanzig unterschiedlichen Menschen wichtig, die im Porträtband „Chancen nach sechzig“ über ihre Lebensgeschichte berichten. Seit der Pensionierung mehr Zeit zu haben für sich schätzt beispielsweise Margrit Weber Näf, „um mir selbst näherzukommen und das zu leben, was in mir drin ist“, berichtet sie, und die Meditation hilft ihr dabei. Verpasstes nachzuholen, dazu bietet sich für andere das Rentenalter an. Peter Buchers neue Passion ist das Alphorn. Er, der früher nie ein Instrument gespielt hatte, hat es an einer Party entdeckt und liess sich begeistern. „Mach es jetzt“

„Sich den grossen Fragen zuwenden“

Ein lebensbedrohlicher Herzinfarkt drei Jahre vor der Pensionierung hat den Luzerner Godi Koch zum Nachdenken gebracht. Als er dann Menschen begegnet ist, die als Freiwillige Schwerkranke begleiten, wusste er: Das will ich auch machen. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod hat ihn dafür motiviert. Aber er nimmt sich neben der Begleitung auch Zeit für andere Interessen, fürs Schreiben etwa, und er ist für den Haushalt zuständig.

Aktiv und neugierig

Neues lernen; das Gedächtnis fit halten; sich gesellschaftlich engagieren; als Rentner die Freizeit mit dem Kind einer tamilischen Familie gestalten; Taschendesignerin werden; die Kunst entdecken und selber malen; Chatten und Surfen, Sport und noch vieles mehr. Was immer die aktiven Rentnerinnen und Rentner sich als Projekt vornehmen und verwirklichen – sie erhalten viel zurück, finden darin Sinn und bereichernde Kontakte.

Nun, die Auswahl der im Buch porträtierten Menschen entspricht vermutlich nicht dem schweizerischen Durchschnittsrentner. Vorgestellt werden Persönlichkeiten, die schon früher neugierig, aktiv und an vielem interessiert waren, und sie haben Berufe ausgeübt, die sie sozial, handwerklich und geistig wach hielten. Aber ihre Geschichten können allen, die sich nicht einfach zurücklehnen wollen, Impulse geben für eigene Aktivitäten nach 60. Hilfreich sind auch die zahlreichen Informationen, die den Band ergänzen. Bei jedem Portrait stehen Hinweise zum entsprechenden Interessengebiet, und Interviews mit Fachleuten runden das Thema der dritten Lebensphase ab.

Chancen nach sechzig. Lebensgeschichten, Ideen und Anregungen. Texte: Hans Beat Achermann, Bruno Baer, Pascale Gmür, Brigitte Schneiter-von Bergen; Fotos: Georg Anderhub. 160 Seiten. ISBN 978-3-033-04974-1

Einblick ins Buch, Bestellungen

25. Mai 2015