"Lebensgeschichten sind ausserordentlich spannend"

Von Beat Bühlmann

„Dialog mit der Zeit" ist eine Ausstellung über das Älterwerden. Wie möchte ich im Alter leben? Was sind die Chancen des Älterwerdens und die Herausforderungen des Altseins? Die Ausstellung „Dialog mit der Zeit", die vom 13. November 2015 bis zum 10. Juli 2016 im Museum für Kommunikation in Bern stattfindet, geht auf diese Fragen auf ungewöhnliche Weise nach. Senior Guides, lebenserfahrene Menschen über 70 Jahre, begleiten durch die Ausstellung und diskutieren mit dem Publikum die unterschiedlichen Facetten des Alters und des Älterwerdens. Einer der Senior Guides ist Walter Steffen (70) aus Luzern, Historiker und ehemaliger Gymnasiallehrer.

Warum haben Sie sich als Senior Guide für diese aussergewöhnliche Ausstellung angemeldet?
Walter Steffen:
Geschichte und Lebensgeschichten finde ich ausserordentlich spannend.

Was versprechen Sie sich davon?
Ich denke, dass wir Senioren den Besuchern verschiedenen Alters viel über „erlebte Geschichte" und über den Wertewandel erzählen können. Andrerseits werden wir auch die Besucher auffordern, ihre geschichtlichen Highlights zu erzählen.

Wurden Sie für diese Aufgabe besonders vorbereitet?
Ja. Wir haben bereits eine eindrückliche Ausbildungswoche zum Thema „Gutes Altern" sowie ein Kommunikations- und Moderationstraining hinter uns. Nächste Woche werden wir praktisch in die Ausstellung eingeführt und machen Probeführungen mit Publikum.

Als Historiker haben Sie eine besondere Sicht zum Zeitgeschehen. Gibt es ein Ereignis, das  Sie besonders geprägt hat?
Da ist zum Beispiel der „Dritte Golfkrieg", ausgelöst am 20. März 2003 - durch imperiale Machtgelüste der USA und den Wunsch des Sohnes, Bush jr., den Irakkrieg seines Vaters, Bush sen., zu Ende zu führen. Wir protestierten dagegen auf der Strasse – mit Recht, wie wir heute wissen.

Gibt es Einrichtungen aus dem Alltag, von denen Sie froh sind, dass es sie nicht mehr gibt?
Den „Karzer", also das Gefängnis im Schulhaus, die Ohrfeige und der Züchtigungsstab mancher Lehrer.

Und umgekehrt: Gibt es Neuerungen, auf die Sie gut verzichten könnten?
Den „Ghettoblaster" auf den Badewiesen – der Vandalismus von Hooligans.

Als Senior Guide werden Sie in nahem Kontakt mit dem Publikum sein: Gibt es Fragen, die Sie lieber nicht beantworten möchten? 

Manchmal hilft wohl eine Gegenfrage – und manchmal wohl auch Humor.

Und über was würden Sie gerne reden?
Ich werde den Besuchern Fragen stellen: Wo und wie erlebten Sie Geschichte hautnah?Was macht Ihr Leben lebenswert? Wie haben Sie schwierige Situationen gemeistert? Und: Edelstahl statt Altmetall: Was machen Sie nach Ihrer Pensionierung?

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