Barbara Jost

Corona im Heim

„Wir sind informiert und werden unterstützt“

Die proaktive Information der Bewohner und Bewohnerinnen, aller Mitarbeitenden und auch der Angehörigen schafft Sicherheit“, sagt Barbara Jost (58) von der Pflegedienstleitung im Landgut Unterlöchli.

Von René Regenass (Text) und Joseph Schmidiger (Bild)

Corona bedeutet für die Alters- und Pflegeinstitutionen eine konstant schwierige und belastende Herausforderung. Wie begegnen Führungskräfte dieser Situation? Was empfinden sie angesichts der nach wie vor grossen Wissenslücken rund um Covid 19, oder auch um mögliche Mutationen des Virus? Barbara Jost ist Pflegefachfrau mit verschiedenen Weiterbildungen und arbeitet seit 18 Jahren im Unterlöchli, ein Pflegeheim mit 65 Betten. Das ist im Vergleich mit den grossen Institutionen von Viva Luzern ein eher kleiner Betrieb.

Ihre erste Feststellung im Gespräch: „Wir sind von Corona-Fällen verschont geblieben, bis jetzt.“ Welche Erfahrungen und Erkenntnisse dominieren heute? „Die Situation ist schwierig einzuschätzen, die Informationen sind oft verwirrend, auch jene von Fachleuten, man kann sich kaum ein Bild machen. Zum Beispiel die Lage mit den Intensivbetten: eine Stelle sagt, sie seien völlig ausgelastet, von anderer Seite hört man, es habe noch genügend Betten in den Spitälern.“ 

Die Grösse des Heims macht vieles einfacher

Im Unterlöchli hat es bisher keine Corona-Infizierten gegeben, genauer gesagt keinen positiven Test. Ist das einfach Glück, oder sieht Barbara Jost konkrete Gründe? „Ich denke, das hat viel mit der Grösse der Institution zu tun. Mit 65 Betten, alle in Einzelzimmern, sind wir eher ein kleines, überblickbares Zentrum. Da ist bei ersten Anzeichen von Husten oder Fieber eine individuelle Betreuung und Verpflegung möglich. Zum Essen bin ich mit drei bis vier Tablar unterwegs und muss nicht 15 oder 20 Mittagessen von einem Servicewagen verteilen. Und es läuft weniger Personal in den Gängen und Zimmern.“

Was bewertet Barbara Jost weiter als positiv im Tagesablauf? „Wir leben und arbeiten hier alle auf dem gleichen Level. Als es angezeigt erschien, haben sofort alle Masken getragen, nicht nur in de Pflege, sondern auch in der Hauswirtschaft, in der Lingerie, das Reinigungspersonal. Bei uns herrscht eine grosse Akzeptanz für Schutzmassnahmen. Ich habe auch die Informationsebene über die Virensituation gut erlebt. Und das Personal konnte zum Beispiel die Desinfektionsmittel, ohne dass es die Heimbestände tangiert hätte, für den privaten Gebrauch zu einem günstigen Preis im Heim einkaufen, auch Masken, selbst WC-Papier. Kurz: wir sind informiert und werden unterstützt.“

Eine aktuelle Webseite informiert 

Positiv wertet Barbara Jost auch die Homepage des Unterlöchli. Sie sei topaktuell, werde immer mit den neusten Informationen zu Covid 19 gespiesen. Was neu ist, wird rot markiert und kann sofort ausgedruckt werden. „Vor allem die Angehörigen und der Freundeskreis einer Bewohnerin oder eines Bewohners schätzten diese offene Information. Sie alle fühlen sich sicherer als in der ersten Welle im Frühjahr, wobei diese Strategie eigentlich schon seit anfangs März so umgesetzt wird.

Wie fühlt man sich angesichts des medizinischen Wissens rund um Virus und Ansteckungen?  Etwas verlassen, entnehme ich den Bemerkungen von Barbara Jost. „Wie bekommen wir das Virus in den Griff? Und bringt die Infektion Immunität? Vieles ist ungewiss.“

Und die Bewohner und Bewohnerinnen im Unterlöchli – wie leben sie mit der Corona-Ungewissheit? „Es sei nicht so einfach“, sagt Barbara Jost. Es gibt im Unterlöchli Bewohner, die selbständig in die Stadt gehen. Und es hat Menschen darunter, die sich nicht konsequent schützen. Barbara Jost: „Es ist ihnen egal, ob sie krank werden dabei. Nicht selten sagen sie dann, „ich muss ja ohnehin mal sterben“. Und sie können nicht verstehen, dass sie das Virus aus der Stadt vielleicht ins Heim bringen könnten.“ Für Besuche hat sich das Unterlöchli an den kantonalen Vorgaben orientiert. Pro Tag dürfen aktuell zwei Personen jemand besuchen kommen. Sie müssen sich anmelden und Masken tragen. Sie können mit der Person, die sie besuchen kommen, in zwei dafür vorgesehene Besuchszonen oder ins eigene Zimmer gehen.

29. Dezember 2020 – rené.regenass@luzern60plus.ch