Am Jahresende gibt Angelica Ferroni Heggli (70) das Präsidium des Forums Luzern60plus ab und freut sich im Rückblick: «Zusammen mit dem Ausschuss konnte ich klare Strukturen aufbauen und fand bei Politik und Verwaltung stets offene Ohren.»

Eine wichtige Form der Partizipation

Angelica Ferroni Heggli bezeichnet ihr gut fünfjähriges ehrenamtliches Engagement als intensiv, aber auch lehrreich und lustvoll. Im Hinblick auf die Wirksamkeit des Forums sagt sie: «Wir können beraten, Mitberichte und Vernehmlassungen schreiben und konkrete Impulse einbringen, die Entscheide werden jedoch von der Politik gefällt.»Von  Monika Fischer (Interview) und Joseph Schmidiger (Bild)

Angelica, kurz nach deiner Pensionierung als Rektorin des Berufsbildungszentrums Gesundheit und Soziales Luzern hast du am 1. September 2017 das Präsidium des Forums Luzern60plus übernommen. Was hat dich dazu motiviert?
Angelica Ferroni Heggli: Neben meiner anspruchsvollen Berufsarbeit nahm ich mir kaum Zeit, mich mit Fragen des Alters zu befassen. Die Übernahme des Präsidiums des Forums Luzern60plus bot dazu eine gute Gelegenheit. Zudem arbeite ich gerne, und neue Herausforderungen faszinieren mich.

Wie hast du die gut fünf Jahre als Präsidentin des Forums Luzern60plus erfahren?
Ich habe viel gelernt, nur schon was zum Beispiel altersrelevante Fragestellungen angeht, die ich bis anhin gar nicht bedacht hatte. Vor allem aber war ich in meiner Führungsrolle immer wieder herausgefordert. Denn im Gegensatz zu meiner Arbeit als Rektorin führte ich jetzt Freiwillige oder besser gesagt Ehrenamtliche. Die Kompetenzen waren zum Teil unklar, die Erwartungen der Mitglieder sehr, sehr unterschiedlich. Ich übte mich in der Kunst der Moderation, lernte die Tatsache zu akzeptieren, dass das Forum Einfluss nimmt, im Wissen, dass die Einflussnahme mal auf fruchtbaren Boden fällt, mal aber auch nicht.

Gab es besondere Ereignisse?
Zur Zeit der Pandemie mussten sämtliche Plenumsveranstaltungen abgesagt werden. Der Ausschuss hingegen tagte trotzdem einmal pro Monat via Zoom. Auch die Redaktionsgruppe und die Gruppe Marktplatz/Zwischenhalt haben Wege gefunden, ihren Aufgaben trotz der Einschränkungen nachzukommen.

Was war dir als Präsidentin besonders wichtig?
Es war mir ein Anliegen, dass das Forum bei der Stadt gut verankert ist und wir offene Ohren finden. Wichtig war mir auch, dass wir die städtische Altersstrategie und -politik kennen, diese feedbacken und somit unterstützen. Dies alles im Wissen, dass die Politik nur in kleinen Schritten vorwärts geht. Wir stehen in der Stadt Luzern gut da mit unserer Alterspolitik. Es ist viel passiert. Doch können wir natürlich noch besser werden.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern?
Ich fand immer ein offenes Ohr, besonders bei Stadtrat Martin Merki, bei Paolo Hendry, dem Leiter der Abteilung Alter und Gesundheit und tatkräftige Unterstützung durch Mirjam Müller-Bodmer und Simone App. Ich denke, es ist mir gelungen, die Dialogkultur und den Austausch mit Behörden und Verwaltung zu stärken und einen kontinuierlichen Austausch zu etablieren.

Wird das Forum 60plus mit seinen Anliegen von der Politik auch wirklich ernst genommen?
Ja, das Forum wird vom Stadtrat ernst genommen. Das kritische Mitdenken ist gefragt. Das Forum ist als Mitsprache- und Mitwirkungsformat ausserhalb der Parteien und der Verwaltung angesiedelt. Es ist beratend unterwegs, bringt Ideen und konkrete Inputs. Die Entscheide werden jedoch von der Politik gefällt. Manchmal habe ich mich gefragt, ob dies den Mitgliedern auch wirklich bewusst ist. Das ist letztlich eine zutiefst demokratische Grundhaltung, die es zu verinnerlichen gilt.

Welche Bedeutung hat das Forum für die Alterspolitik und für die alten Menschen der Stadt Luzern?
Die Partizipation ist aus meiner Sicht eine wirkungsvolle Ergänzung zu den üblichen politischen Prozessen. Es muss jedoch von Beginn weg klar sein, dass ein partizipativer Prozess die Aufgaben der demokratisch gewählten Behörden nicht einfach ersetzen kann. Die Mitglieder des Forums müssen die Grenzen des Einbezugs kennen, damit sie nicht enttäuscht werden. Übrigens sind wir mit demselben Budget unterwegs wie das Kinder- und Jugendparlament.

Was ist besonders gelungen?
In jeder Organisation gilt es, von Zeit zu Zeit genau hinzuschauen und der Frage nachzugehen, ob zum richtigen Zeitpunkt das Richtige getan wird. Anlässlich einer Retraite im 2021 hat sich der Ausschuss mit der Konkretisierung der Verordnung des Forums befasst: Wir sind zum Schluss gekommen, dass der Ausschuss vermehrt Führung übernehmen soll. Wir haben die Aufgaben und Verantwortungen der Mitglieder und des Ausschusses klar festgelegt. Und wir haben uns auch darüber unterhalten, welche Erwartungen wir an die Mitglieder stellen können. Das ist uns meiner Ansicht nach gelungen und zielführend mit Blick auf die Zukunft des Forums.

Welche angestrebten Ziele konnten nicht erreicht werden?
Der Prozess der systematischen Erneuerung greift noch nicht wirklich. Eine Legislatur dauert auch für Mitglieder des Forums in der Regel vier Jahre oder eventuell länger, wenn jemand wirklich aktiv mitarbeitet. Wir erwarten, dass die Mitglieder an den Veranstaltungen des Forums teilnehmen oder sich sonst abmelden. Beim jährlichen «Zwischenhalt» für neu Pensionierte, wo ich jeweils das Forum vorstellte, sprechen wir die «jungen Alten» an, um sie zum Mitmachen zu gewinnen.

Wie viel Zeit hast du für das Forum eingesetzt?
Übers Jahr verteilt war es ein 20-Prozent-Pensum und somit eher mehr, als ich erwartet hatte.

Was hat dir diese Aufgabe persönlich gegeben?
Es erfüllt mich mit Freude und Genugtuung, in der Stadt Luzern beim Thema Alterspolitik ein Stück weit mitgewirkt, mitgestaltet und mitgelenkt zu haben. Insbesondere deshalb, weil Luzern diesbezüglich seit vielen Jahren mit kreativem Engagement unterwegs ist. Es war für mich eine lehrreiche Zeit und ich habe viele tolle Persönlichkeiten kennengelernt.

Was könnte verbessert werden?
Obwohl wir bereits in diese Richtung gearbeitet haben, muss unter den Mitgliedern immer wieder mehr Klarheit über die Aufgaben des Forums erarbeitet und diese realistisch eingeschätzt werden. Es wäre aus meiner Sicht auch wünschenswert, wenn das Forum zusammen mit der Verwaltung und dem Stadtrat gemeinsam thematische Schwerpunkte setzen würde. Damit könnte sich die Wirkung erhöhen – das wäre doch das Ziel.

Wie wirst du künftig die frei gewordene Zeit füllen?
Gar nicht. Ich freue mich auf mehr unverplante Tage, auf mehr Zeit mit meinem Partner und mit meiner Familie. Die zwei Enkelkinder erschliessen mir eine bekannte Welt ganz neu. Das ist wunderbar. Zudem habe ich ja immer noch die Präsidien der Genossenschaft Zeitgut Luzern und des Vereins Music-Box.


Das Forum Luzern60plus

Maximal 60 Mitglieder im Alter 60plus bilden das Forum. Es sind Menschen mit verschiedensten Lebenserfahrungen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Das Forum ist vom Stadtrat eingesetzt und politisch und konfessionell unabhängig. Organisiert wird es von einem Ausschuss von maximal sieben Mitgliedern, die auf Vorschlag des Forums vom Stadtrat jeweils für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt werden.


29. Dezember 2022 – monika.fischer@luzern60plus.ch